Das Tal offeriert Alpingeschichte!
Alle Routen sind alpingeschichtlich bedeutenden Personen gewidmet, deren große Leistung, in der Erschließung oder in einer anderen Art und Weise, im Alpingeschehen Marksteine sind. Respektive, Menschen die unsere Achtung gewonnen und sich zum Inbegriff oder Musterbild des Tun, während unserem gegangenen Weg, erhoben haben.
Es liegt an der Sache, das die Auswahl sehr von persönlichen Gesichtspunkten beeinflusst, getroffen ist und es sollte keinesfalls als Wertung verstanden werden.
Eigentlich begann alles mit einer unschuldigen Wanderung mit meiner Frau, fast durch Zufall standen wir vor dem Canyon. Das lieblich, an dem steilen Felshang ausgebreitete Kloster Moni Kapsa, markiert unübersehbar den Eingang in die Schlucht. Der schmale Einschnitt lässt einen verstohlenen Blick in steile gelbliche Felswände zu. Es ist so wie bei Miniröcke, man sieht zwar einiges aber was man wirklich sehen möchte bleibt verborgen. Es verlangt nach weiterem Engagement seine beflügelnden Vorahnungen weiter zu tragen und so entdeckten wir dieses tolle Klettergebiet.
„Wie gebannt waren unsere Augen auf die Felswände gerichtet. Zwischen 100 und 200 Meter hoch sind die Wände, rechts sowie links der Schlucht.
Der Schluchtgrund breitet sich aus und trägt derzeit ein ausgetrocknetes Bachbett, nahe diesem führt uns ein markiertes Steiglein, beginnend an der Meeresküste bis nach Perivolakia.
Dort liegt lieblich die Ortschaft Perivolakia. Malerisch von einigen unschuldigen Gebirgszüge eingegrenzt. Schlichte Häuschen stehen zusammengepfercht, sich gegenseitig unterordnend, geduckt da, als hätten sie Angst, sich zu verlieren. Dazwischen enge, steile, verschlungene Stiegen, mit viel zu hohen Stufen. Unüberblickbar für den Besucher, scheint das Labyrinth an schmalen Sträßchen und Gässchen zu sein.
Zitronen, Orangen und Olivenbäume und kleine verwilderte Gärten, von keinem Gärtner zum Park genötigt, umschließen die weißlichen Mauern der Häuser. Eine schöne Verschmelzung von Natur und Menschenhand Erbautem. Sparsame Architektur, in liebreizender Schlichtheit hingestellt. Bewohnt wird die Ansiedlung von wenigen Einheimischen, die vorwiegend von den Landwirtschaften rundherum leben.
Die Alpingeschichte war für mich- schon seit Beginn meines Unterwegsseins- einen wichtigen Raum ein. Namen von Erstbegehern deren Routen ich wiederholte hatten Bedeutung und mich durch die Zeit getragen. Scheinbar hat die Aussage von Oswald „vom Geschenk der frühen Geburt“ auch in unserer übererschlossenen Welt noch Gültigkeit. Ein ganzes Tal voller Felsen von keiner Hand erfasst. Derartiges finde ich nie wieder und es ließ die Idee zünden, alle Routen in den Felsen des Perivolakia-Canyon Bergpersönlichkeiten zu widmen. Personen, die im Verlauf ihres Wirkens eine besondere Bedeutung auf Grund ihrer Leistung oder wegen ihres Engagements hinsichtlich Alpinismus erlangten. Respektive Typen, die meine, unsere Achtung gewonnen und sich zum Inbegriff oder Musterbild eigenen Werdens, des eigenen gegangenen Weges, erhoben haben.
Solchermaßen Leute schenken wir eine Route, um ihnen unseren Dank und Verehrung auszudrücken.
Der Größenwahn unsererseits protzt nun nicht mit der Wertewaage Preise zu vergeben, uns aus einer Unsinnswohllust getragen, zu gestatten, mit splendiden Gesten, selbst ins Licht dieser hier vorgestellten Alpingrößen zu rücken. Das ist nicht die Absicht!
Doch gut, dass es die Wurzeln schöner Kletterrouten sein dürfen, mit der ehrlichen Sympathie und Wertschätzung derer sie gewidmet sind. Im Vergleich ihrer eigenen Verdienste, ihrem Selbstbeschenkten, sind es ohnehin nur Maginälchen, die wir im Stande sind zu geben.
Allein hin und wieder- und am besten auf dieser schönen Insel Kreta- über die berühmten Namen zu stolpern, dahingehend zielt der Gedanke unserer Absicht. In weiteren Urlauben fand sich eine rasche Erschließung. Heute umfasst das Perivolakia-Gebiet mehr als dreißig Kletterrouten. Wie schon erwähnt tragen alle Routen alpingeschichtlich verflochtene Namen. Und lässt man Persönlichkeiten Revue passieren so darf man bei vielen der stärksten Temperamente die der Alpinismus kennt, eine kurze Zeit verweilen.“